Ausschüttende oder Thesaurierende ETFs? Die beste Wahl für dich

ETFs (Exchange Traded Funds) gewinnen immer mehr an Beliebtheit. Rund 7,1 Millionen ETF Sparpläne gab es bis Ende 2023 in Deutschland – ein Anstieg von mehr als 10% zum Vorjahr. ETFs sind unter anderem so beliebt, weil sie sich sowohl für Einsteiger als auch für erfahrene Investoren eignen. Doch bei der Auswahl eines ETFs stehen Anleger oft vor der Entscheidung: Ausschüttender oder thesaurierender ETF? In diesem Artikel erfährst du, was diese beiden ETF-Arten unterscheidet, welche Vor- und Nachteile sie bieten und welche Option am besten zu deiner Anlagestrategie passt.

Disclaimer: Dies ist keine Anlageberatung oder Kaufempfehlung! Mehr erfahren.

Was sind ETFs? Eine kurze Auffrischung

Bevor wir etwas tiefer in das Thema ETFs einsteigen, macht es Sinn, einmal zu erklären, was ein ETF überhaupt ist und wie er funktioniert. ETFs sind Investmentfonds, die an der Börse gehandelt werden, ähnlich wie Aktien. Sie bilden in der Regel einen bestimmten Index nach, wie beispielsweise den DAX oder den S&P 500. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass du mit einer einzigen Transaktion in viele verschiedene Wertpapiere investieren kannst. Diese breite Diversifikation (= Streuung des Vermögens) und die vergleichsweise niedrigen Kosten sind der Grund, warum ETFs eine so attraktive Anlage sind.

Was sind ausschüttende ETFs?

Ausschüttende ETFs schütten einfach gesagt die Erträge, die sie durch Dividenden oder Zinsen erwirtschaften, regelmäßig an ihre Anleger aus. Diese Ausschüttungen erfolgen meist quartalsweise oder jährlich und werden direkt auf das Konto des Anlegers überwiesen. Ausschüttende ETFs sind besonders bei Anlegern beliebt, die ein regelmäßiges oder passives Einkommen aus ihren Investitionen generieren möchten, zum Beispiel zur Unterstützung ihres Lebensunterhalts im Ruhestand.

Beispiele für ausschüttende ETFs:

  • iShares STOXX Europe 600 UCITS ETF (DE)
  • Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF

Was sind thesaurierende ETFs?

Im Gegensatz dazu reinvestieren thesaurierende ETFs die erzielten Erträge automatisch wieder in den Fonds. Somit bekommst du als Anleger keine Ausschüttungen, sondern die Erträge verbleiben im Fonds wachsen weiter. Diese Reinvestition führt über die Zeit zu einem Zinseszinseffekt, der das Kapital des Anlegers schneller wachsen lassen kann. Thesaurierende ETFs sind daher für langfristige Anleger geeignet, die Vermögen aufbauen möchten und auf regelmäßige Auszahlungen verzichten können. Gerade in der Ruhestandsplanung sind thesaurierende ETFs die bessere Wahl.

Beispiele für thesaurierende ETFs:

  • iShares Core MSCI World UCITS ETF (Acc)
  • Xtrackers DAX UCITS ETF (Acc)

Was gilt es steuerlich zu beachten?

Wie bei Aktien auch zahlt man in Deutschland auf seine erzielten Erträge Steuern. Der Steuersatz für die Kapitalertragsteuer beträgt aktuell 25%, zuzüglich Solidaritätszuschlag von 5,5% und eventuell 8-9% Kirchensteuer, je nach Bundesland. Ausschüttende und thesaurierende ETFs gibt es aber steuerlich ein paar wichtige Unterschiede.

Besteuerung bei ausschüttenden ETFs

Wie du bereits weißt, werden die bei ausschüttenden ETFs durch Dividenden oder Zinsen erzielten Erträge direkt an die Anleger ausgeschüttet. Diese Ausschüttungen sind in Deutschland steuerpflichtig, was bedeutet, dass du auf diese Beträge Kapitalertragsteuer, Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer zahlen musst. Die Besteuerung erfolgt hierbei aber automatisch durch die Depotbank oder den Neobroker.

Beispiel:

Angenommen, du erhältst aus einem ausschüttenden ETF eine Dividende von 1.000 Euro. Darauf zahlst du 25% Kapitalertragsteuer (250 Euro) und 5,5% Solidaritätszuschlag (13,75 Euro). Wenn du kirchensteuerpflichtig bist, kommt noch einmal 8-9% Kirchensteuer hinzu (20-22,50 Euro). Insgesamt müsstest du also etwa 283,75 bis 285,25 Euro an Steuern zahlen, und dir bleiben netto 714,75 bis 716,25 Euro.

Beachte den Freibetrag

In Deutschland gibt es einen Sparer-Pauschbetrag (Freistellungsauftrag) von 1.000 Euro für Einzelpersonen bzw. 2.000 Euro für Verheiratete. Solange deine Kapitalerträge innerhalb dieses Freibetrags liegen, bleibt der Betrag steuerfrei. Überschreiten die Ausschüttungen jedoch den Freibetrag, fällt die Kapitalertragsteuer an.

Besteuerung von thesaurierenden ETFs

Thesaurierende ETFs schütten ihre Erträge nicht aus, sondern reinvestieren sie automatisch im Fonds. Dadurch fällt auf diese Erträge zunächst keine direkte Steuer an. Dies ermöglicht eine sogenannte Steuerstundung, bei der die Steuerpflicht aufgeschoben wird, bis du die Anteile am ETF verkaufst.

Die Vorabpauschale

16.8.2024 Update
Seit der Investmentsteuerreform 2018 unterliegen thesaurierende ETFs in Deutschland einer sogenannten Vorabpauschale. Diese wird jedes Jahr im Januar anhand von Daten aus dem Vorjahr erhoben und stellt eine fiktive Ertragsbesteuerung dar. Die Vorabpauschale fällt grundsätzlich aber nur an, wenn die Kursentwicklung des ETFs im Vorjahr positiv.

Möchte man die Vorabpauschale berechnen ist der Basiszinssatz von entscheidender Bedeutung. Dieser wird jährlich von der Bundesbank festgelegt und ergibt sich unter anderem aus der durchschnittlichen Rendite deutscher Bundesanleihen. Die Vorabpauschale wird jedoch nur dann fällig, wenn der Basiszins, der von der Bundesbank veröffentlicht wird, positiv ist.

Welche ETF-Art passt zu welcher Anlagestrategie?

Wie es verschiedene Arten von ETFs gibt, gibt es auch unterschiedliche Anlegertypen, die jeweils individuelle Ziele und Motivationen verfolgen. Ob du dich schlussendlich für einen ausschüttenden und thesaurierenden ETF entscheidest hängt demnach stark von deiner persönlichen Anlagestrategie und deinen finanziellen Zielen ab.

Einkommensorientierte Motivation

Wenn das Ziel deiner Investitionen ist, dass du regelmäßige Einnahmen aus diesen generierst, dann solltest du deinen Fokus auf ausschüttende ETFs legen. Durch die kontinuierlichen Ausschüttungen hast du ein zum Teil planbares, zusätzliches Einkommen.

Ausschüttende ETFs sind also die geeignete Wahl, wenn du dich als Beispiel schon im Ruhestand befindest und regelmäßige Einkünfte benötigst, um deinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Auch greifen kurzfristige Anleger lieber zu ausschüttenden ETFs. Wenn du planst, dein Investment in absehbarer Zeit zu liquidieren, bieten ausschüttende ETFs den Vorteil, dass du bereits während der Haltezeit regelmäßige Erträge realisieren kannst, ohne Anteile verkaufen zu müssen.

Langfristiger Vermögensaufbau

Wenn du langfristig, also über mehrere Jahrzehnte, Vermögen aufbauen möchtest und den Zinseszinseffekt voll und ganz für dich nutzen möchtest, sind thesaurierende ETFs das richtige für dich. Die reinvestierten Erträge erhöhen die Basis, auf der zukünftige Gewinne erwirtschaftet werden, was zu einem exponentiellen Wachstum deines Investments führt.

Fazit

Ob du dich am Ende für einen ausschüttenden oder einen thesaurierenden ETF entscheidest, solltest du von deinen individuellen Anlagezielen abhängig machen. Wenn du auf regelmäßige Ausschüttungen angewiesen bist oder eine kurzfristige Anlage bevorzugst, sind ausschüttende ETFs die bessere Wahl. Für den langfristigen Vermögensaufbau, bei dem du von einer steuerlichen Optimierung und dem Zinseszinseffekt profitieren möchtest, bieten thesaurierende ETFs klare Vorteile.

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